Folge 4: Bekannte Architekten der Ringstraße - Theophil Hansen und Heinrich Ferstel

Folge 4: Bekannte Architekten der Ringstraße - Theophil Hansen und Heinrich Ferstel

Bei der Errichtung von Gebäuden auf der Wiener Ringstraße waren viele damals bekannte Baumeister und Architekten beteiligt.

 

Zwei davon möchte ich besonders herausgreifen:

  • Theophil von Hansen und
  • Heinrich von Ferstel

Theophil Edvard Hansen war Baumeister und Architekt, geboren am 1813 in Kopenhagen und verstorben 1891 in Wien.

 

Hier eine Auflistung der Objekte bei denen Theophil Hansen in Wien beteiligt war:

  • Parlament, Dr.-Karl-Renner-Ring 1871–1883
  • Heeresgeschichtliches Museum im Arsenal 1852–1856
  • Musikverein, Musikvereinsplatz 1864–1870
  • Palais Epstein, Dr.-Karl-Renner-Ring 1868–1872
  • Evangelische Christuskirche auf dem Matzleinsdorfer Friedhof 1858
  • Griechenkirche zur heiligen Dreifaltigkeit, Fleischmarkt 1856–1860
  • Evangelische Schule, Karlsplatz 1861
  • Heinrichhof, Opernring 1861/62
  • Palais Todesco, Kärntner Straße 1861–1864
  • Palais Erzherzog Wilhelm, Parkring 1864–1868
  • Palais Ephrussi, Universitätsring, 1872/73
  • Palais Hansen, Schottenring 1869–1873
  • Akademie der Bildenden Künste, Schillerplatz 1869–1876
  • Ehemalige Wiener Börse, Schottenring 1874–1877
  • Rudolf-Hof, Hörlgasse 1860–1883
  • und noch weitere Bauwerke ……..

Theophil Edvard Hansen  1813 bis 1891

Foto von Josef Von Bauer († 1904) - Eigenes Foto von Peter Geymayer einer Originallithographie der ÖNB (Wien). Original uploader was Peter Geymayer at de.wikipedia., Gemeinfrei

https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Theophil_Hansen_Litho.JPG

Bevor Theophil Hansen in Wien als großartiger Architekt in Erscheinung trat zog er 1837 für acht Jahre nach Athen, wo er vor allem die griechische bzw. hellenistische Baukunst studierte. Zahlreiche bekannte Gebäude in Griechenland stammen von ihm, wie zum Beispiel die Athener Sternwarte oder die Universität in Athen.

 

Auf der Wiener Ringstraße war er bei bedeutenden Bauwerken beteiligt. Als sein Hauptwerk gilt das 1883 eröffnete Reichsratsgebäude. Das ist das heutige Parlament, welches im Stil eines Tempels erbaut wurde und so auf die griechischen Anfänge der Demokratie verweist.

 

Das von ihm erbaute, 1870 eröffnete Gebäude des Wiener Musikvereins verfügt mit dem sogenannten Goldenen Saal über einen der besten Konzertsäle der Welt. Seine vielbewunderte Akustik wird oft noch heute bei Konzertbauten nachgeahmt.

 

Auch außerhalb von Wien und Griechenland war Theophil Hansen tätig. Schlösser, Palais, Villen und andere Objekte standen auf seiner Auftragsliste. Interessant ist, dass der junge Otto Wagner zu seinen Mitarbeitern zählte.

 

Im Jahr 1863 wurde Hansen zum Ehrenbürger der Stadt Wien ernannt. 1867 erhob ihn Kaiser Franz Joseph I. in den Ritterstand. 1868 wurde er als Professor an die Akademie berufen und 1884 vom Kaiser in den österreichischen Freiherrenstand erhoben.

 

Er wurde nach seinem Tod 1891 auf dem Matzleinsdorfer Evangelischen Friedhof beigesetzt und 1895 in ein Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof umgebettet.

1894 benannte die Wiener Stadtverwaltung im 1. Bezirk die Straße unmittelbar hinter dem von Hansen erbauten Palais Epstein neben dem Parlament in Hansenstraße um. Verstorben ist Theophil Hansen im Haus Nr. 3 in dieser später nach ihm benannten Hansenstraße.

 

1905 wurde in der Vorhallte des Parlaments rechts neben dem Eingang eine von Hugo Haerdtl geschaffene Bronzebüste Hansens enthüllt.

Heinrich von Ferstel, geboren 1828 in Wien und verstorben 1883 ebenfalls in Wien war ein österreichischer Architekt und Hochschullehrer..

 

Seine wichtigsten Bauwerke in Wien sind:

  • die Votivkirche in Wien, 1856–1879
  • Hauptgebäude der Universität Wien, 1883
  • Bank- und Börsengebäude an der Freyung (heute Palais Ferstel) in Wien, 1860
  • Palais Wertheim am Schwarzenbergplatz in Wien, 1868
  • Palais Erzherzog Ludwig Viktor am Schwarzenbergplatz in Wien, 1869
  • Gymnasium Wasagasse in Wien, 1869–1871
  • Museum für Kunst und Industrie (heute Museum für Angewandte Kunst (MAK)) in Wien, 1871
  • Sommerpalais für die Fürstenwitwe in Wien 9., Alserbachstraße 14–16, im nördlichen Teil des Parks des Gartenpalais Liechtenstein, 1873–1875
  • Kunstgewerbeschule (heute Universität für Angewandte Kunst Wien) in Wien, 1877
  • Darüber hinaus baute er auch außerhalb von Wien Palais, Kirchen und Villen.

Heinrich von Ferstel  1828 - 1883

Foto von August Anton Schubert (Austrian, 1853-1937) Foto: Peter Geymayer (https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Ferstel Litho.jpg), „Ferstel Litho“, als gemeinfrei gekennzeichnet, Details auf Wikimedia Commons:

https://de.wikipedia.org/wiki/Heinrich_von_Ferstel#/media/Datei:Ferstel_Litho.jpg

Das erste Bauprojekt der damals noch projektierten Wiener Ringstraße war der Bau der Votivkirche. Es wurde für die Errichtung ein Wettbewerb ausgeschrieben und dafür reiche Ferstel einen neugotischen Entwurf im Stil der französischen Kathedralgotik ein. Durch den Sieg bei diesem Wettbewerb gelangte er 1855 zu schlagartiger Bekanntheit. Er hatte sich gegen 74 Konkurrenten aus dem In- und Ausland durchgesetzt.

 

In weiterer Folge wurde er einer der bedeutendsten Architekten von Gebäuden der Wiener Ringstraße (z.B. Wiener Universität).

 

Auf seine Initiative hin wurde 1872 der Wiener Cottage-Verein ins Leben gerufen, der das Cottageviertel gründete, mit dem Ziel „den Bürgern ein Leben in gesunder frischer Luft“ zu ermöglichen".

 

1879 wurde Ferstel in Wien zum Ehrenbürger ernannt und von Kaiser Franz Joseph I. in den Freiherrenstand erhoben.

 

Heinrich Ferstel starb nach einem überaus arbeitsreichen Leben infolge einer Tuberkulose bereits mit 55 Jahren in seiner von ihm selbst erbauten Villa in Grinzing und wurde am Grinzinger Friedhof beigesetzt.

 

Im Jahr 1886 wurde in Wien-Alsergrund unmittelbar hinter der Votivkirche die Ferstelgasse nach Heinrich von Ferstel benannt. Um 1980 wurde das von ihm erbaute Bank- und Börsengebäude an der Freyung im Zuge der Revitalisierung vom Eigentümer "Palais Ferstel" benannt.

Es waren beim Bau der Prachtbauten auf der Wiener Ringstraße viele andere hervorragende Architekten ebenfalls beteiligt. Wie zum Beispiel:

 

Gottfried Semper (teilweise gemeinsam mit Carl von Hasenauer)

Kunsthistorisches Museum  1872–1881, vollendet 1891

Naturhistorisches Museum Wien  1872–1881, vollendet 1889

Neue Hofburg  1881–1913

Burgtheater  1873–1888

 

Carl von Hasenauer (teilweise gemeinsam mit Gottfried Semper)

Kunsthistorischen Museum und dem Naturhistorischen Museum (1871–1891)

Burgtheater 1874–1888

Neue Hofburg 1881–1894, vollendet 1913.

 

Friedrich von Schmidt

Wiener Rathaus 1872–1883

 

August Sicard von Sicardsburg und Eduard van der Nüll

Wiener Staatsoper 1861–1869

Sicard und van der Nüll waren auch unter den Gewinnern des Wettbewerbes zur Gesamtplanung der Wiener Ringstraße.

 

Über diese Architekten wirst du bei den jeweiligen von Ihnen errichteten Bauwerken Informationen finden.

In der nächsten Folge möchte ich Ihnen etwas über die Unterteilung der Ringstraße in einzelne Abschnitte erzählen.